Die am Boden brütenden Vögel

Die für viele bodenbrütenden Vogelarten wichtigen Lebensräume, wie Moore oder Feuchtwiesen, werden immer seltener. Ich habe das große Glück genau so einen Lebensraum meine Heimat nennen zu dürfen. Und da ich gerade auf Heimaturlaub bin, wird mir dieses Glück, aber gleichzeitig auch die damit verbundenen großen Probleme, wieder vor Augen geführt. Die Brut- und Setzzeit steht vor der Tür und aus diesem aktuellen Anlass möchte ich ein paar Worte dazu verlieren.

Das Problem für Rebhuhn, Kiebitz, Brachvogel & Co besteht darin, dass es sich um bodenbrütende Arten handelt. Das heißt, sie legen ihre Eier am Boden ab und haben dadurch vergleichsweise wenig Schutz für ihren Nachwuchs. Um diesem erhöhten Risiko entgegenzuwirken legen solche Arten sehr viele Eier ab, da sie schon damit rechnen einen großen Teil zu verlieren. Das Rebhuhn legt beispielsweise bekommt bis zu 20 Eier!

Aber weshalb geht der Bestand dieser Arten trotzdem zurück?
Nun ja, das liegt an der Kombination verschiedener Probleme. Fast alle dieser Probleme sind auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen, die man in zwei Kategorien aufteilen kann.

Einerseits geht es um den Lebensraum. So werden die bereits erwähnten wichtigen Feuchtwiesen entwässert und gedüngt, damit sie landwirtschaftlich genutzt werden können. Das zerstört die Brutplätze, auf die beispielsweise der Kiebitz angewiesen ist. Darüber hinaus hat die Landwirtschaft generell in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen. Die Erntemaschinen und auch die Ackerflächen werden immer größer. Das hat zur Folge, dass die ebenfalls wichtigen Heckengehölze, Wegränder und Brachflächen verschwinden. Diese sind nicht nur zum Schutz der bodenbrütenden Vögel extrem wichtig, sondern auch für andere Vogelarten, die in solchen Hecken ihre Nester anlegen.

Die zweite große Kategorie beinhaltet Nahrung und Feinde. Wir wissen alle, dass aktuell ein großes Insektensterben stattfindet. Das kann jeder merken, der viel mit dem Auto unterwegs ist und kaum noch tote Insekten auf der Windschutzscheibe hat. Selbst ich kann mich mit meinen 27 Jahren noch gut daran erinnern wie anders das vor 15 Jahren ausgesehen hat. Der Unterschied ist schon enorm. Und das merken auch die Vögel. Denn vor allem der frisch geschlüpfte Nachwuchs ist auf tierische Nahrung in Form von Insekten angewiesen. Gleichzeitig gibt es stellenweise viel zu viele Raubtiere, die es vor allem auf den Vogelnachwuchs abgesehen hat. Dass die natürlichen Feinde ein Problem darstellen klingt paradox, denn normalerweise gilt das Prinzip, dass Prädatoren ihre Beute nicht ausrotten können. Doch anders als die Vögel profitieren zum Beispiel Füchse oder Steinmarder von der Nähe zu uns Menschen. Sie können sich gut anpassen und vermehren sich auch in Siedlungsbereichen enorm. Hier muss dann der Jäger entsprechende Maßnahmen ergreifen, um ein gewisses Gleichgewicht zu erhalten. Doch hier möchte ich nicht zu tief in die Materie gehen, denn zu dem Thema der Raubwildbejagung wird auch noch ein eigener Beitrag erscheinen.

Was können wir tun?
Zum Glück wird schon Einiges unternommen. Naturschutzverbände wie der NABU oder der BUND, aber auch viele Jäger und Landwirte setzen sich für den Schutz unserer vom Aussterben bedrohten Arten ein. Um aber tatsächlich einen gravierenden Unterschied herbeizuführen, müsste man ganz oben bei der Politik anfangen. Die Landwirte müssen nun einmal irgendwie wirtschaftlich überleben. Und das schaffen sie nur, wenn sie immer effizienter ihre Äcker bearbeiten und somit den Lebensraum der Feldbewohner kaputt machen. Hier müsste die Politik mehr Anreize schaffen, so wie es das Land NRW bereits tut. Denn für die Anlage von sogenannten Feldvogelinseln - das sind kleine Flächen innerhalb einer Ackerfläche, die nicht bewirtschaftet werden - zahlt das Land einen Ausgleich für die wirtschaftlichen Einbußen des Landwirtes. Ebenfalls können die angelegten Nester auf den Ackerflächen gesucht und mit einem Stab markiert werden. So hat der Landwirt die Möglichkeit bei der Ernte um diese Nester herumzufahren. Aber Vorsicht: Bitte macht sowas nicht ohne das vorher mit dem Grundbesitzer abgestimmt zu haben! Sonst kann es Ärger geben.

Und im Alltag?
Nicht nur die Landwirtschaft ist schlecht für die Vögel. Auch Jäger, Angler, Spaziergänger oder andere Erholungssuchende können viel kaputt machen. Es reicht aber schon, wenn Ihr nur ein paar Regeln beachtet, wenn Ihr im Wald und Feld unterwegs seid.

1. Die Leinenpflicht für Hunde einhalten
2. Wege nicht verlassen
3. Ruhig verhalten​

​Wenn Ihr diese Regeln befolgt, könnt Ihr ohne schlechtes Gewissen in der Natur unterwegs sein. Wenn Ihr sie allerdings nicht beachtet, dann kann es passieren, dass die Vögel ihre Gelege wegen zu großer Störung verlassen. Und dann sind die Eier komplett ungeschützt. Selbst das könnte schon den ganzen Bruterfolg in Gefahr bringen. Vor allem bei etwas kälterer Witterung reicht schon eine kurze Zeitspanne bis die Eier ausgekühlt sind. Zudem haben Fressfeinde wie Raben oder Füchse freie Bahn, um die Eier zu stehlen. Um eine solche Störung herbeizuführen müsst gar nicht direkt am Nest vorbeilaufen. Die meisten Vögel haben eine hohe Fluchtdistanz und flüchten bereits, wenn Ihr in weiterer Entfernung vorbeilauft. Deshalb appelliere ich zum Schluss an Euch alle:

Verlasst keine Wege & leint Eure Hunde an!